Digitale Ethik

Digitale Ethik

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In letzter Zeit habe ich auf Social Media öfter über das flexible Arbeiten geschrieben. Mein Symbol dafür ist die Kaffeetasse an Elbe oder Alster. Heute gibt es nun kein Kaffee-, sondern ein Wein-Foto. Bestellt wie immer am Tresen im alten Klohäuschen an der Alster – der Alsterperle. Hier treffe ich auf die gleichen Servicekräfte wie seit Jahren, schon öfter in der Nachbarschaft getroffen, teilweise wiedererkannt und geplaudert.

Auf dem Weg zur Weinschorle bin ich mit einem sympathischen anderen Menschen beinahe zusammengestoßen, von einem anderen mit einer Zigarette inkl. Arm quasi erschlagen worden. Laut gelacht, kurz geplaudert. Ich mag, ja, ich liebe solche Momente sehr. Momente der kurzen Begegnungen, spontane Plaudereien – die Resonanzen zwischen Menschen ermöglichen.

Technologischer Fortschritt und oder vs. Servicequalität

Ein paar Tage später, eine andere Lokalität in unserer schönen Stadt: die Weinschorle wurde per Tablet am Tisch geordert. Es erfolgte somit keine Begrüßung durch das Servicepersonal. Trinkgeld vor Bedienung auszuwählen, das fühlte sich für mich nicht stimmig an. Die Getränke kamen recht schnell, jedoch blieb der Eindruck der Massenabfertigung. Die nachgehenden Bestellungen lagen komplett in unserer Hand. Gefragt, ob wir weitere Getränke möchten, wurden wir nicht. Verabschiedet auch nicht. „Wozu waren wir eigentlich dort?“ stellten wir uns als Frage. Da hätte es vermutlich auch das Getränk aus dem Supermarkt und ein sonnigeres leiseres Plätzchen an der Elbe, Alster oder im Park getan. 

Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen

Da war mir die dritte Variante der Woche ein wenig sympathischer: ein spontanes After-Work mit meiner Nachbarin an der Hundewiese inkl. Sushi und Bier war möglich durch den Lieferdienst Flink. Mega Konzept. Per App konnten wir Speisen und Getränke auswählen, fix den genauen Standort übermitteln, bezahlen. Die Lieferung erfolgte innerhalb von 15min. Wir waren glücklich.

Digitale Ethik – wozu das Ganze?

Im letzten Jahr las ich das Buch „Digitale Ethik“ von Sarah Spiekermann (absolute Empfehlung meinerseits). Sie stellt unendlich gute Fragen. Vor allem jene nach dem „Wozu“. Wozu digitalisieren wir gewisse Prozesse? Was erreichen wir damit kurz-, mittel- und langfristig? Vor allem aber: wollen wir das wirklich?

Die Frage nach der Ethik, nach Werten, Moral – ich liebe sie und ich finde sie unendlich wichtig, wenn es um Digitalisierungsvorhaben geht. Hiermit die Bitte an alle, stellt diese Fragen, wann immer es möglich ist. Hört nicht auf damit, Dinge und auch Prozess ein Frage zu stellen, zu reflektieren und nach Euren Wünschen und Bedürfnissen zu handeln. Ganz gleich, ob im Beruflichen oder Privaten. 

Um auf das Service-Beispiel zurückzukommen: ich liebe Begegnungen, Spontanität, Qualität – ich hoffe weiterhin, dass vor allem erstgenannte erhalten bleiben. Ich werde persönlich alles dafür tun, damit das geschieht. Zum Beispiel indem ich mich bewusst dagegen entscheide, in gewissen Lokalitäten nicht mehr einzukehren. Wir haben als Konsument:innen mehr in der Hand als wir denken.

Was sind Deine spontanen Gedanken dazu? Ich freu mich auf Deine Kommentare oder auch gern Deine Nachricht. 

Geschrieben von:

Sandra Brauer

Sandra Brauer, Diplom-Kauffrau (FH), Systemische Beraterin (DGSF-zertifiziert), Stressmanagement-Trainerin, Prozessbegleiterin in der digitalen Transformation, Lehrauftrag an der FOM Hochschule Hamburg; Gründerin des Systemischen Netzwerks, Autorin im Junfermann Verlag. Schwerpunkte: Coaching von Einzelpersonen und Teams, Vermittlung digitaler Kompetenzen weitere Websiten: https://systemischesnetzwerk.de

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