Wir müssen unsere Zusammenarbeit beenden

Wir müssen unsere Zusammenarbeit beenden

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Trennungsgespräche sind wahrlich kein leichtes Unterfangen. Vermutlich aber aufgrund der aktuellen Lage noch öfter zu führen als üblich. Gerade auch in Zeiten der sich rasch wandelnden Arbeitswelt sollte man sich als Führungskraft oder auch als Personalabteilung des Themas „Zusammenarbeit beenden“ bewusst widmen. Nicht nur Personalgewinnung, die Gestaltung der Zusammenarbeit sondern auch das Beenden dieser gehört zum Lebenszyklus eines Arbeitsverhältnisses dazu.

Individuelle Veränderungskompetenz – Changeability

Erleben von Veränderungen ist für viele Menschen zunächst ein Schock. Je nach persönlicher Erfahrung und dem eigenen Stressmanagement reagieren Menschen sehr verschieden auf angekündigte Veränderungen. Die bisherigen persönlichen Erfahrungen beeinflussen meist die Widerstandsfähigkeit – die Resilienz gegenüber Veränderungen und Krisen. Hat ein Mensch bereits des öfteren erfahren, dass er oder sie schwierige Situationen überwinden kann, ist er sich also seiner Selbstwirksamkeit und vielleicht auch Veränderungskompetenz bewusst, dann kann dieser einen guten Umgang mit überraschend eingetretenen Veränderungen finden. Ist es für ihn oder sie jedoch eine Ersterfahrung, dann kann eine Veränderung schon ein echter Schock sein, von dem man sich erst einmal erholen muss. Hier kommt das Stressmanagement ins Spiel. Jeder Mensch reagiert in Situationen voller Anspannung und Druck verschieden. „Flight, Fight or Freeze“ sind unsere Handlungsoptionen schon seit Steinzeit. Wir werden bei der Wahl der Option nicht nur von unserer inneren Ausrichtung geleitet, sondern auch von unserem allgemeinen Wohlbefinden. Stell´Dir vor, Dein Leben verläuft aktuell eh nicht so ganz rund. Du hattest einen Unfall mit dem Auto, der Wagen ist in der Werkstatt. Die Reparatur wird so einiges kosten. Zudem hat sich Dein/e Partner/in von Dir getrennt. Oder Deine Wohnsituation ist gerade sehr unangenehm z.B. aufgrund von Bauarbeiten. Du schläfst seit längerem schlecht, bist leicht gereizt. Zusätzlich erhältst du nun noch eine Kündigung. Das muss Mensch erst einmal aushalten können. Unter Anspannung reagieren vielleicht auch sehr besonnene Menschen mit Wut, sehr entspannte Menschen mit Tränen. Sehr impulsive Menschen mit Schweigen oder Gehen.

Kommunikation der Veränderung

Führungskäfte oder Personaler sollten sich dieser möglichen Reaktionen bewusst sein und auf Überraschungen vorbereitet sein. Je nach Persönlichkeitsstruktur fällt es uns leichter oder schwerer, eine Kündigung auszusprechen. Mir sind mehr Menschen bekannt, für die eine solche Situation unangenehm ist.

Das mag einerseits daran liegen, dass wir in unsere Arbeitsumgebung für gewöhnlich eher „professionell“ rational unterwegs sind. Der Ausspruch einer Kündigung wiederum kann zu einem höchst emotionalen Moment werden. Andererseits entsteht dieses unangenehme Gefühl, wenn wir bei anderen Menschen negative Emotionen hervorrufen werden. Vielleicht tragen wir die Sorge in uns, dass wir persönlich angegriffen werden und selbst einen Umgang mit den oben erwähnten Emotionen finden müssen. Zudem wissen wir möglicherweise, welches Leid wir einer anderen Person zufügen, wir kennen eventuell sogar die Lebensumstände gut und wissen, dass wir noch einen weiteren großen Brocken in den bereits gut gefüllten Rucksack der Person legen werden. Vor allem wenn wir grundsätzlich viel Wertschätzung auf persönlicher Ebene für die zu kündigende Person in uns tragen.

Wenn jedoch wirtschaftliche Gründe vorliegen und unsere Entscheidung klar ist, dann hilft nur eines: Kurz und knapp die Entscheidung verkünden. Wie ein Pflaster, welches wir rasch abziehen. Der Schmerz ist für einen Moment groß – auch hier reagieren Menschen verschieden – danach kommt Luft an die Wunde und sie kann heilen und zwar mit Zeit.

Vorbereitung auf ein Trennungsgespräch

Sei Dir Deiner Entscheidung sicher. Du brauchst Klarheit. Welche Gründe führen zu einer Kündigung? Sind es strukturelle oder persönliche? Insbesondere wenn es sich um betriebsbedingte Kündigungen handelt, mache Deine Entscheidung, warum Person X gekündigt wurde und Person Y nicht, transparent. Versetz´ Dich in die Lage der/s Mitarbeiters*in. Nimm einen Perspektivwechsel vor. Welche Fragen wird er oder sie haben? Welche Einwände wird es vermutlich geben? Bereite Dich zudem auf mögliche emotionale Reaktionen vor.

Je nach Reaktion des Gegenübers kann es Sinn machen, die Beendung der Zusammenarbeit kurz zu kommunizieren und das Gespräch bereits nach wenigen Minuten enden zu lassen. So hat der/die Mitarbeiter*in die Chance die Informationen zu verarbeiten. Verabredet Euch zu einem weiteren Gespräch, in dem sämtliche Details besprochen werden. Ich habe leider oftmals und auch einmal selbst erlebt, wie es verläuft, wenn einem gekündigt wird und man das Unternehmen sofort verlassen muss. Mehr Geringschätzung, das Gefühl von Misstrauen, fehlender Fairness etc. kann man einem Menschen kaum gegenüber bringen. Sollte dies somit zu vermeiden sein, führt bitte zwei Gespräche und das in Ruhe und nach einem eventuell verarbeiteten Schock. Letzteres ist übrigens auch das Argument für mehrere Gespräche. In einem Schock- also Alarmzustand unter erheblichem Stress können Menschen kaum weitere Informationen verarbeiten, so dass es wenig Sinn macht, weitere Details zur Kündigung zu besprechen. 

In einem zweiten Gespräch kann auch gern ein Personaler hinzugezogen werden, der bei Bedarf rechtliche Fragen beantwortet.

Umgang mit Emotionen

Was hilft im Umgang mit aufkommenden Emotionen des Gegenübers? Erinnere Dich an die oben beschriebenen Mechanismen. Jeder geht mit unangenehmen Botschaften anders um. Versuche auf der Sachebene zu bleiben und besonnen zu reagieren, auch wenn du persönlich angegriffen wirst. Bei Tränen reiche ein Taschentuch, bleibe ruhig. Schweigen ist in solchen Situationen manchmal eine äußerst hilfreiche Intervention. Versuche selbst durch ruhiges Atmen Dein Anspannungslevel zumindest ein wenig zu reduzieren. Wenn Dein Gegenüber ein wenig gefasster wirkt, dann setze das Gespräch fort.

Fair wäre es dem/r Mitarbeiter*in gegenüber, das Gespräch weder am Wochenanfang, noch am Wochenende und auch nicht in der Früh oder spät am Abend durchzuführen. Vor der Mittagspause wäre eine Option, so dass der/die Mitarbeiter*in die Gelegenheit hat, sich von der Botschaft zu erholen. Ggf. kann auch ein Beurlaubung für den Rest des Tages helfen.

Bleibe dazu weiter klar und frage bitte nicht nach, wie es der Person damit nun so gehe. Das ist in solchen Momenten nicht wirklich hilfreich.

Kündigung aus persönlichen Gründen

Ein teilweise noch weniger leichtes Thema ist die Beendigung der Zusammenarbeit aus persönlichen Gründen. Ich persönlich schätze auch hier sehr die systemische Haltung. Der Mensch passt mit der persönlichen und aktuellen fachlichen Kompetenz nicht in das Team oder in das Unternehmen. Das wiederum heißt nicht, dass man ihn oder sie nicht persönlich schätzt. Zudem kann er/sie an anderer Stelle – vielleicht auch innerhalb des Unternehmens – seinen/ihren Job viel besser ausüben. Ich spreche hier gern vom Bild eines Gartens. In dem einen Garten ist vielleicht ein wenig zu viel Sonne für eine bestimmte Pflanze, zudem wird sie permanent umrankelt von Efeu und kann nur schwer erblühen. In einem anderen Garten mit mehr Schatten und ohne Efeu kann sie sich voll entfalten. Mit diesem inneren Bild und der inneren Haltung fällt es vielleicht leichter jemandem mitzuteilen, dass es nicht passt. Schade ist nur, wenn das eigene Menschenbild ein anderes ist und man der Überzeugung ist, „dass aus dem oder der eh nichts wird oder sie nirgendwo zu gebrauchen ist“. Dann wird es Dir schwer fallen, jemandem in einem solchen Gespräch Zuversicht zu vermitteln. 

Vielleicht noch eine zusätzliche Bemerkung: Bitte kommuniziere hier auch ganz klar, was zur Entscheidung einer Kündigung geführt hat. Beziehe Dich auf aktuelle Punkte oder Themen, die schon öfter besprochen wurden. Lasse jedoch die Punkte aus, die vor x Jahren nicht gut gelaufen sind. Das ist wie in einem privaten Trennungsgespräch. Aufrechnen der Erlebnisse der Vergangenheit haben immer einen faden Beigeschmack. 

Und was kommt dann

Bedenke, dass es sehr hilfreich sein kann, sich im Guten zu trennen und einander mit Wertschätzung und Respekt zu begegnen. Arbeitgeberbewertungsportale laden dazu ein, Mitarbeiter*innen eine Plattform zu geben, ihren Unmut auch öffentlich freien Lauf zu lassen. Das willst du gewiss vermeiden, oder? Zudem sagt ja bekanntlich ein Sprichwort „Man sieht sich immer zweimal“ und wer weiß, vielleicht kommt ihr irgendwann wieder zueinander und eine Zusammenarbeit wird erneut möglich.

Sprich zudem mit dem betroffenen Mitarbeiter ab, wie die Kündigung wann, an wen und über welchen Kanal kommuniziert werden soll. So kannst du unschönen Flurfunk vermeiden.

Je nachdem welches Budget Dir zur Verfügung steht und wie die individuelle Situation der/s betroffenen Mitarbeiters*in aussieht, kannst du auch das Angebot eines Coachings machen. So hat der/die Mitarbeiter*in die Chance einerseits die Kündigung zu verarbeiten und andererseits Unterstützung auf dem Weg zum neuen Job zu erleben.

Hast du konkrete Fragen oder auch Anregungen, vielleicht auch eigene Erlebnisse, die du mit mir oder mit anderen teilen möchtest, kommentiere gern. Benötigst du Unterstützung im Umgang mit Kündigung, anstehenden Veränderungen oder suchst du eine solche für Deine Mitarbeiter*innen, dann melde Dich gern für ein unverbindliches Telefonat.

 

Geschrieben von:

Sandra Brauer

Sandra Brauer, Diplom-Kauffrau (FH), Systemische Beraterin (DGSF-zertifiziert), Stressmanagement-Trainerin, Prozessbegleiterin in der digitalen Transformation, Lehrauftrag an der FOM Hochschule Hamburg; Gründerin des Systemischen Netzwerks, Autorin im Junfermann Verlag. Schwerpunkte: Coaching von Einzelpersonen und Teams, Vermittlung digitaler Kompetenzen weitere Websiten: https://systemischesnetzwerk.de

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