Hamburger Schnack Vol 1

Hamburger Schnack Vol 1

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Ich hab schon länger überlegt, einfach mal wieder über Alltägliches zu schreiben. Es gab eine Zeit, da ergab sich die Gelegenheit öfter über Facebook. Als wir diese Plattform noch nutzten, um miteinander in den Kontakt zu gehen, Meinungen und Gedanken auszutauschen. Ich vermiss das. Dabei gibt es so viele Momente, die anregen über Mensch und Menschsein laut nachzudenken und zu reflektieren – im besten Fall. Los geht´s somit mit dem Hamburger Schnack Vol. 1.

Radfahren in Hamburg

Ich bin heute für mich unendlich früh mit dem Rad auf die andere Seite der Alster von Uhlenhorst nach Altona in ein Facharztzentrum gefahren. Wie unendlich gut es aktuell tut, sich draußen zu bewegen, nicht durchgehend vor dem PC zu versteifen, sondern unter freiem Himmel zumindest ein wenig Alltagssport zu treiben. Von den Gefahren mal abgesehen, die man als Radlerin jeden Tag in HH erlebt. „Je öfter du fährst, desto robuster wirst du“ ist dazu mein Credo. Radfahren in der Stadt trainiert bestenfalls Deine Achtsamkeit, Deine Rücksichtnahme und vor allem Dein Selbstbewusstsein.

Generationen oder einfach nur Menschen?

Im Wartebereich hatte ich Gelegenheit zwei Damen älteren Semesters zuzuhören. Ihr kennt diese Momente: du weißt, es geht Dich nichts an. Aber es ist so still, da kann das Buch in der Hand noch so spannend sein, du MUSST zuhören. „XYZ hat es gegoogelt und dann MUSS es ja wahr sein!“ so die Aussage der Dame Nr. 1. Es ging um die Wirksamkeit des Manuka-Honigs. Kleine Erinnerung: wer auf Seite 1 der Trefferliste bei Google erscheint, mag ein Anbieter von qualitativ hochwertigen Produkten oder Dienstleistungen sein. Es könnte jedoch auch sein, dass da jemand verdammt gut im Suchmaschinenmarketing war.

Als nächstes wurde die nachlassende Qualität eines in HH äußerst bekannten Steak Houses bemerkt. „Das ist nicht mehr so wie früher. Du weißt ja, die nehmen auch nur das Billigste vom Billigsten wie die Supermärkte. Aber was soll man machen, gibt ja kaum was, wo man noch hingehen kann.“ Soso – interessant aus welcher Perspektive da gesprochen wird. Bei mir ist es eher so, dass ich mich kaum entscheiden kann, wo ich das nächste kulinarische Highlight erleben möchte.

Mit einer weiteren Wartenden unterhielt ich mich einen Moment später über das Älterwerden und die Damen, denen wir unabhängig voneinander zugehört haben. Meine Mit-Wartende ahnt bereits, dass wir mit steigendem Alter auch „so“ werden. Das „so“ steht in diesem Fall für „spleenig“ also mit kleinen Eigenheiten versehen. Schauen wir mal.

Unser Gesundheitssystem

Weiter ging es beim behandelnden Arzt. Wir kannten uns schon von einem vergangenen Besuch. Nach ca. 30min der Plaudereien über die Politik der USA, Mythen der Vitaminpillen, Ernährungstrends, Familiengeschichten fragte ich ihn, wie es möglich sein kann, dass er sich so viel Zeit für mich nehmen kann und mein Orthopäde mich nach spätestens 15min wieder verabschieden möchte? Er liebe seinen Job und er MACHE seinen Job. Sein Verständnis seiner Tätigkeit sei, mit Patient*innen in den Kontakt zu kommen, zu beraten, Fragen zu beantworten. Als Nebenbemerkung fiel noch, dass seine Einnahmen aus allen seinen Engagements sehr stabil sind und er sich die Ausgestaltung seines Arztseins somit frei auswählen könne. Ich habe mich bedankt, er hat sich gefreut und natürlich gehöre genau dieses auch dazu. Diese Form der Wertschätzung seiner Arbeit gefiele ihm natürlich und motiviere ihn, weiterhin seine Arbeit auf genau diese Art zu machen.

Schilddrüse und Folgen von Hashimto

Ich habe die Chance genutzt und einem Schulmediziner sämtliche Fragen, die im Kontext einer Schilddrüsenerkrankung aufkommen, gestellt. Die Antworten möchte ich gern mit Euch teilen. Die erste ist die Frage nach dem Gewicht. Bei einer hashimotobedingten Schilddrüsenunterfunktion ist es eine große Herausforderung, das Gewicht zu halten geschweige denn an Gewicht zu verlieren. „Herzlichen Glückwunsch, wir werden alle älter.“ könnte somit ein Faktor sein, der dieses Vorhaben erschwert, so die Meinung meines Arztes. Nicht nur das, die Wissenschaft sagt, bei einem BMI von 26/27 würden wir sogar länger leben. Somit sei doch alles gut. Das Ganze Gewichtsthema schien ihm nicht besonders wichtig. Ich solle es halt mit Intervallfasten oder Essen weglassen oder so etwas probieren. Kohlehydratmoderate Ernährung bei Hashimoto mache schon Sinn. Falls jemand aus HH hier etwas tiefergehende Unterstützung sucht und vor allem anstrebt, sich gesund ernähren zu wollen, kann ich die Ernährungsberatung des UKE sehr empfehlen. [Werbung, freiwillig] Geht´s um mehr, vielleicht sogar vermutete psychische Gründe für Über- oder Untergewicht sei hier fix noch ebenso für die Hamburger*innen Waage e.V. erwähnt, bei denen ihr Euch professionelle Unterstützung holen könnt.

Gluten und Mythen der Nahrungsergänzungsmittel

Weiter geht´s mit Gluten. Der Verzicht auf Gluten wird häufig bei Hashimoto empfohlen. Es wird vermutet, dass eine Autoimmunerkrankung wie z.B. Hashimoto andere Autoimmunerkrankungen wie z.B. Zöliakie hervorbringen kann. Belegbares aus der Schulmedizin gibt´s hier wohl weniges. Magnesiumzugabe zum Abend hin scheint für viele Menschen positive Wirkung haben, somit gern fortführen. Vitamin D3 ist ebenso auf der Liste, der zu empfehlenden Nahrungsergänzungsmittel für Menschen unserer Region. Das aktuell populäre Gerücht, dass dieses nur in Verbindung mit K2 aufgenommen werde, stimme zwar, jedoch würden wir mit einer durchschnittlich gesunden Ernährung bereits ausreichend K2 in uns tragen. Schon wenig Verzehr grüner Lebensmittel genüge hier. Da hätte wohl die NEM-Industrie (Nahrungsergänzungsmittelindustrie) eher eine Chance gewittert, den Umsatz ein wenig zu steigern. Zu beachten gilt bei Vit. D3 in Verbindung mit K2, dass dieses erstens im Abstand zum L-Thyroxin und zweitens in Verbindung mit Fett aufgenommen wird, also am besten zur Hauptmahlzeit. Eisen gehöre übrigens ebenso zur  Kategorie „kann man machen und ist hilfreich“. Zink wiederum weniger.

Achtsamkeit und Körperbewusstsein

Ich finde, Gesundheitsthemen persönlich unglaublich spannend und verstehe immer mehr, wie komplex unser Körper ist. Wissenschaft funktioniert ja bekanntlich so, dass es so lange eine Wahrheit gibt bis ein anderes Studienergebnis diese ablöst. Gar nicht so einfach, da den rechten Weg zu finden, oder? Was ich in den letzten Jahren gelernt habe, ist, ein immer besseres Körperbewusstsein zu entwickeln. Auch bei einem Kennenlerngespräch im Kontext Stress frage ich zum Beispiel immer meine Coachees, ob es körperliche Symptome gibt. Bestes Anzeichen dafür, dass du etwas für Dein körperliches und psychisches Wohl tun solltest. Eine Erkenntnis dazu ist bei mir persönlich übrigens – eigentlich ist es aktuell eher eine Hypothese: Auf Glutamat/Hefeextrakt pur oder in Verbindung mit Maltodextrin reagiere ich mit heftigsten Migräne-Attacken, die dazu führen, dass der Körper im Verlaufe des folgenden Tages alles ausscheidet, was ihm nicht gefällt. Darauf bin ich durch Beobachtung und Analyse sämtlicher Inhaltsstoffe von Lebensmitteln gelangt. Letzter Auslöser war eine Gemüsebrühe aus einem Bioladen. Bisher stimmt die Hypothese. Mal schauen, wie lange sie hält.

Lass mal selber denken

Im Gespräch heute morgen hab ich mich dann tatsächlich nicht getraut, von meinem aktuellen Darmreinigungsprojekt zu berichten. Ich teste das weiter in Selbstverantwortung und bin gespannt auf Erkenntnisse. Mir geht´s durch Einnahme von Medikamenten inzwischen recht gut mit der Schilddrüsenerkrankung, dennoch freu ich mich auf die Blutergebnisse, die in der nächsten Woche folgen, um zu schauen, ob mein Gefühl in etwa stimmt. Und auch da hilft es ungemein, wenn du in etwa weißt und da ein wenig Verantwortung für Dich mit übernimmst, welche Blutwerte interessant sein. Bei Frauen um die 40 sind manchmal die männlichen und weiblichen Sexualhormone ein wenig aus dem Lot geraten und verschiedene Symptome auch darauf zurückzuführen. Diese abzufragen habe ich mir heute morgen selbst noch gewünscht. Mal gucken, wie die Ergebnisse ausschauen werden.

So, nachdem ich jetzt durch die Ausführungen ein wenig hinter die Fassaden auch meiner Gesundheit habe blicken lassen, Dir aber hoffentlich durch die Infos ein paar Neuigkeiten bescheren konnte, möchte ich jetzt noch eine letzte Beobachtung des Tages mit Dir teilen.

Hamburg´s Stadtteilkultur

Das Besondere an HH – wie ich finde – ist die Stadtteilkultur. Insbesondere Altona und Uhlenhorst unterscheiden sich sehr. In Uhlenhorst kennen wir die Hinz & Kuntz-Verkäufer, aber im allgemeinen trifft man hier selten Menschen, die auf der Straße leben bzw. durch Ansprache anderer ihren Lebensunterhalt verdienen. In der Großen Bergstraße ist das Leben wesentlich bunter. Viele Kulturen, viele soziale Schichten – vorausgesetzt die Hypothesen, die wir zur Zuordnung zu einer sozialen Schicht aufstellen, stimmen. Menschen warten liegend auf Spenden, sprechen Dich an, bitten um Geld. Die Straßen und auch die Fassaden sind nicht ganz so rein. Ich mag diese Bunt- und damit Verschiedenheit grundsätzlich sehr. Das zeigt viel mehr die Vielschichtigkeit unserer Gesellschaft und passt zur Realität als so ein Stadtteil wie Uhlenhorst. Ich frage mich immer mal wieder, was das Leben in den einzelnen Stadtteilen mit uns macht.

Eine kleine Geschichte dazu: Vor einigen Jahren traf ich mich in Eimsbüttel in der Nähe meiner alten Wohnung vor dem Eis-Café mit einer Freundin und beobachtete das Geschehen – wie ich es damals immer gemacht habe. Mir kam das Viertel plötzlich viel schmutziger vor als zuvor. Ich bemerkte dies vor meiner Freundin. Sie schmunzelte nur und bemerkte, dass ich inzwischen schon ganz schön lange in dem weißen also reinen, sauberen, mit Villen und schönen Hauseingängen verzierten Stadtteil nahe der Alster lebe, der wohl meinen Blick verändert habe. Es sähe doch hier noch so aus wie immer. 

Mit dieser letzten Bemerkung möchte ich mich nun von Euch verabschieden. Falls jemand was kommentieren mag, ganz gleich welche Gedanken dazu oder zu welchem Thema, freue ich mich – vor allem da dieser Beitrag beinahe ja schon an einen öffentlichen Tagebucheintrag erinnert – gern auch per privater Nachricht. Vielleicht bis bald zu einem nächsten Hamburger Schnack – mal sehen, ob das Format Bestand haben wird.  

Geschrieben von:

Sandra Brauer

Sandra Brauer, Diplom-Kauffrau (FH), Systemische Beraterin (DGSF-zertifiziert), Stressmanagement-Trainerin, Prozessbegleiterin in der digitalen Transformation, Lehrauftrag an der FOM Hochschule Hamburg; Gründerin des Systemischen Netzwerks, Autorin im Junfermann Verlag. Schwerpunkte: Coaching von Einzelpersonen und Teams, Vermittlung digitaler Kompetenzen weitere Websiten: https://systemischesnetzwerk.de

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