Filmreview „Der Junge muss an die frische Luft“

Filmreview „Der Junge muss an die frische Luft“

melancholie

So ein zauberhafter Film, die Autobiografie über Hape Kerkeling in der Verfilmung von Carolin Link: Der Junge muss an die frische Luft!

Im wesentlichen geht es darum, wie ein Junge in der Nachkriegszeit im Kreise seiner Familie aufwächst. Viel Liebe zwischen Mutter und Vater und dem Kind gegenüber finden ihren Raum. Wahre Liebe, Leichtigkeit und Authentizität prägen das Familiensystem und somit auch den Anfang des Filmes. Der Vater ist immer wieder auf Montage unterwegs. Die Mutter kümmert sich ganz klassisch um Haushalt und die Erziehung des Kindes. Es scheint nicht immer einfach, aber durch Großeltern und enge Verbindungen in der Gemeinschaft des Dorfes, der Kleinstadt ist die Welt in Ordnung.

Plötzlich wandelt sich das Bild

Zunächst steht eine große Veränderung an. Die Familie zieht von den Eltern der Frau weg zu den Eltern des Mannes in die nächste Kleinstadt. Renovierungsarbeiten, Lautstärke, die Veränderungen, die Nachwehen des Krieges und weiterhin die immer wieder temporäre Abwesenheit des Mannes scheinen die Mutter zunehmend mehr zu belasten. Unkonzentriertheiten, Gereiztheit weisen darauf hin, dass es ihr nicht gut geht. Im Film wird sichtbar, wie rücksichtsvoll und liebenswert das Kind mit seiner Mutter umgeht und versucht ihr zur Seite zu stehen, wenn der Vater nicht da ist. Sich zurückzunehmen, sich anzupassen, sich einzufügen. Genau dabei entdeckt das Kind das Talent des Komödianten und Entertainers. Durch die Scherze muntert der Junge seine Mutter immer wieder auf und versucht ihr ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und die frühere Leichtigkeit spüren zu lassen. Kehrt der Ehemann zurück, ist auch hier wieder die tiefe Verbindung erkennbar. Auf die Bitten seiner Frau, in der Umgebung Aufträge anzunehmen und häufiger bei ihr und der Familie zu sein, kann er nicht eingehen. Es scheint nur wenig Nachfrage dort im nahen Umkreis für seine Arbeiten zu geben. Zu allem Übel wird die vorher sehr rüstige Großmutter väterlicherseits sehr krank und ihr Ende ist abzusehen. Die Familie lebt am Rande ihrer Belastungsgrenze. Der Mutter geht es zunehmend schlechter, immer wieder wird sie von Melancholie und depressiven Episoden heimgesucht. „Mama geht´s wieder nicht so gut.“

Ich möchte gar nicht weiter auf den Verlauf des Filmes eingehen, um Euch nicht das Ende vorwegzunehmen. Schaut ihn Euch an und ihr erhaltet einen Eindruck davon, was Menschen mit Depressionen, depressiven Verstimmungen, Stress, Überforderungen in etwa erleben können. Und gerade, wenn dieses im familiären Umfeld geschieht, was dies für Auswirkungen auf Kinder haben kann. Du kannst die Hilflosigkeit erkennen. Du willst helfen, weißt aber nicht, was du tun sollst? Wann ist es nur ein wenig Trübseligkeit, wann vielleicht Stress, Überforderung und ab wann klopft eine depressive Episode oder eine Depression an die Tür und mag nicht mehr gehen? Das ist nicht leicht so beantworten. Was kannst du tun, wenn du merkst, dass du Dich veränderst? Was kannst du tun, wenn du spürst, dass jemand aus Deinem Umfeld sich verändert und nicht mehr so ausgeglichen scheint wie zuvor?

Ich bin ein Freund von Aufmerksamkeit, Achtsamkeit für sich selbst und auch für andere Menschen. Und dazu noch ein offenes Ohr oder auch ein gesprochenes Wort, eine freundlich und liebevoll gestellte Frage, kein Ratschlag. Das erfordert so manches Mal Mut, könnte aber eine tolle Unterstützung sein: Wie wäre es mit aufeinander acht geben und frühzeitig über wahrgenommene Veränderungen sprechen? „Ich habe den Eindruck, dass … “ oder ein ernstgemeintes „Wie geht es Dir?“ mit Zuhören danach. Auf der anderen Seite sollten wir auch stets gut auf uns selbst acht geben, uns nah sein und ein Auge auf unser Wohlbefinden und unsere Bedürfnisse haben. Das genügt im Kleinen bereits, in dem du Dir ab und an die Frage stellst, wie es Dir aktuell eigentlich so geht. Mal ein wenig die Handbremse ziehen, reflektieren. Die Achtsamkeit und das Stressmanagement bieten viele Methoden und Ideen, die dazu beitragen, dass du Dich selbst im Blick behältst. Präventiv, begleitend zu einer Psychotherapie oder zur Stabilisierung während du auf einen Therapieplatz wartest, darfst du Dich auch an mich oder andere Coaches und Berater wenden, denen du Dich anvertrauen möchtest.

Spürst oder bemerkst du eine Veränderung an Dir, die Dir Sorge bereitet, hol Dir Unterstützung. Dein Hausarzt kann ein erster Ansprechpartner sein, Deine Krankenkasse mit einer Übersicht freier Therapieplätze vielleicht oder auch das Info-Telefon der Depressionshilfe. Es ist überhaupt keine Schande, sich Unterstützung zu holen. Es wird, wenn du es nicht möchtest, keiner außer Deinem Arzt und Deiner Krankenkasse erfahren müssen, dass du Dir helfen lässt. Der Kontakt zu beispielsweise einem Therapeuten kann so viel Gutes bewirken. Du lernst so unglaublich viel über Dich selbst und es gibt immer eine Chance, dass es Dir besser gehen wird als zuvor, oder nicht? Wenn du Fragen hast oder Dir unsicher bist, wer Dir zur Seite stehen kann oder wo Dein Anliegen gut aufgehoben ist, dann meld Dich gern. Ich biete Dir ein kostenfreies Telefonat von ca. 30min zur Orientierung und Beantwortung Deiner Fragen an.

 

Geschrieben von:

Sandra Brauer

Sandra Brauer, Diplom-Kauffrau (FH), Systemische Beraterin (DGSF-zertifiziert), Stressmanagement-Trainerin, Prozessbegleiterin in der digitalen Transformation, Lehrauftrag an der FOM Hochschule Hamburg; Gründerin des Systemischen Netzwerks, Autorin im Junfermann Verlag. Schwerpunkte: Coaching von Einzelpersonen und Teams, Vermittlung digitaler Kompetenzen weitere Websiten: https://systemischesnetzwerk.de

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