Was tun gegen das Post-Holiday Syndrom?

Was tun gegen das Post-Holiday Syndrom?

post-holiday syndrom

Schon auf dem Weg zurück aus meinem Urlaub, überkam mich Melancholie. Tiefstes Grau im schönsten Sonnenschein. Noch in der Bahn, noch gar nicht zurück in Hamburg, wurde ich unendlich betrübt und traurig, dass dieser Urlaub nun vorüber sein wird. Der Alltag stand in wenigen Tagen vor der Tür.

Ich liebe Hamburg, ich liebe meinen Job – so war ich verwundert, dass kein Vorfreude, sondern eher Traurigkeit aufkam. Was war nur los mit mir? Ganz fremd ist mir dieses Gefühl nicht. Nach großartigen Wochenenden, zum Beispiel in der Natur, nach einer Sport- oder Musikveranstaltung wachte ich montags mit einem Gefühl von Erschöpfung, Kater und Melancholie auf.  

Was macht man in einer solchen Situation? Ich google. Und siehe da, es gibt einen Namen für dieses Phänomen: das Post-Holiday Syndrom. Nicht nur das, sondern sogar ein ganzes Forschungsgebiet. Die Urlaubs- und Erholungsforschung widmet sich unter anderem solcher Themen. 

Typische Symptome des Post-Holiday Syndrom

Die beschriebene Stimmung wird im allgemeinen als Post-Holiday Syndrom bezeichnet. Großer Bruder, kleine Schwester wie man es auch immer nennen mag, so kommt es mir zumindest vor, vom Montags-Blues. Dazu jedoch ein anderes Mal mehr. 

Als Betroffene könnte man meinen, dass es eine depressive Episode ist, die einen überkommt. Symptome sind tatsächlich ähnlich. Jedoch handelt es sich meist um keine Depression. Etwa 2/3 der Beschäftigten in Deutschland empfindet das Post-Holiday Syndrom. 

Ein Leistungs- und Stimmungsloch, in das Beschäftigte direkt nach dem Urlaub fallen. [Def. Post-Holiday Syndrom laut Studie BDO]

Als Ursachen werden aufgezählt

  • natürliche Bedürfnisse werden ausgelebt. So passt sich zum Beispiel häufig auch der Schlaf-Rhythmus an das eigentliche Bedürfnis an.
  • Im Urlaub etablieren vom Alltag abweichende Routinen. 
  • Je mehr Stress uns nach dem Urlaub erwartet, desto schlechter könnte die Laune werden.

Was nun tun?

Um dem Post-Holiday Syndrom vorzubeugen und es leichter zu überwinden empfiehlt die Forschung folgendes: 

  • Plane den Urlaub so, dass das Wochenende kurz nach Deinem Neustart bereits wieder in Sicht ist und damit der Erholungseffekt noch ein wenig erhalten werden kann.
  • Kategorisiere nicht zu sehr in vor- und nach dem Urlaub. Der Unterschied unterstützt die Sehnsucht davor und die Wehmut danach. 
  • Nimm sämtliche aufkommende Gefühle an und vertraue darauf, dass sich auch die unangenehmen wieder verflüchtigen werden. Zum Umgang mit Gefühlen findest du hier einen Beitrag sowie ein Mini-Audiofile
  • Versuche in etwa Deine Schlafenszeiten im Urlaub ähnlich wie die des Alltags zu gestalten. Oder umgekehrt. Wenn du merkst, dass Dein Schlaf-Rhythmus Dir dauerhaft nicht gut tut, passe ihn, wenn möglich, mehr in Richtung der Urlaubszeiten an.
  • Dosiere Deine Arbeitsanforderungen und Verpflichtungen nach dem Urlaub. Versuche dabei langsam anzukommen, bevor du wieder durchstartest (auch in Bezug auf Wäsche waschen und Co).
  • Plane am ersten Arbeitstag am besten keine Besprechungen ein. Vielleicht ist es Dir auch möglich, Deinen Abwesenheitsassistenten ein wenig länger einzustellen. So kannst du in Ruhe ankommen, E-Mails abarbeiten und die Aufgaben der nächsten Tage planen. 
  • Frische Urlaubserinnerungen auf. Koche Gerichte nach, gehe in landesspezifische Restaurants und baue ein paar mehr Pausen an frischer Luft und in der Natur ein.
  • Plane gleich den nächsten Urlaub, um die Vorfreude genießen zu können. 
  • Erinnere Dich an die Vorzüge Deiner beruflichen Tätigkeit: was schätzt du an Deinem Job, worauf freust du Dich? 

Ist das Post-Holiday Syndrom jedoch so stark, dass das Leiden beinahe unerträglich wird, könnte es auch ein Zeichen dafür sein, dass du Dich nicht ausreichend erholt hast. Es gibt auch erste Studien, die einen Hinweis darauf geben, dass unsere Ernährungsweise im Urlaub Auswirkungen auf unsere Stimmung hat. Somit prüfe, ob es Dir möglich ist, Dich auch oder gerade im Urlaub ausgewogen zu ernähren. 

Wie sorgst du im Urlaub für ausreichend Erholung? 

Michael Sadre-Chirazi-Stark, Chefarzt für Psychiatrie und Psychotherapie des Asklepios Westklinikums Hamburg und Experte für Burn-out-Prävention und Urlaubsforschung erläutert im Interview der Oberhessischen Presse, dass es im Urlaub vor allem darum ginge, Diskrepanz zu erleben. Personen, denen im Alltag eher fad ist, sollten sich einen erlebnisreichen Urlaub organisieren. Personen, die einen eher bewegten Alltag haben, erholen sich eher durch Ruhe und ruhige Aktivitäten. Sport könne helfen, einen guten Übergang von Alltag in den Urlaub zu ermöglichen. Insbesondere dann, wenn man zuvor noch auf einem hohen Erregungslevel unterwegs war. 

Studien belegen, dass der positive Effekt des Urlaubs bis zu vier Wochen danach anhält. Die emotionale Erschöpfung, die kurz vor und während des Urlaubs verschwunden oder reduziert war, kehre dann langsam wieder zurück. Daher sollten wir uns stets darum bemühen, Urlaubsinseln im Alltag einzubauen, um immer mal wieder für die Erholung zwischendurch zu sorgen. 

Solltest du jedoch trotz aller Tipps das Post-Holiday Syndrom nicht überwinden können, mag sich Deine Stimmung nicht normalisieren, kann dies ein Zeichen für eine berufliche Unzufriedenheit, übermäßige Belastung oder eine tatsächliche Depression sein. Spüre gut in Dich hinein und ziehe ggf. eine Veränderung in Erwägung. Je nach Symptomen könnte hier eine Psychotherapie oder ein Jobcoaching helfen. Bei Fragen oder auch Gesprächsbedarf, melde Dich gern jederzeit bei mir. 

Link zur Deutschen Depressionshilfe

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/start 

Quellen

Geschrieben von:

Sandra Brauer

Sandra Brauer, Diplom-Kauffrau (FH), Systemische Beraterin (DGSF-zertifiziert), Stressmanagement-Trainerin, Prozessbegleiterin in der digitalen Transformation, Lehrauftrag an der FOM Hochschule Hamburg; Gründerin des Systemischen Netzwerks, Autorin im Junfermann Verlag. Schwerpunkte: Coaching von Einzelpersonen und Teams, Vermittlung digitaler Kompetenzen weitere Websiten: https://systemischesnetzwerk.de

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