Stigmatisierung psychischer Erkrankungen

Stigmatisierung psychischer Erkrankungen

Stigmatisierung psychischer Erkrankungen

In einer Welt, die immer noch von Leistungsdruck, hohem Arbeitseinsatz und Engagement geprägt ist, scheint die Anerkennung und Akzeptanz psychischer Gesundheitsprobleme oftmals noch nicht vorhanden zu sein. Die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen ist in unserer Gesellschaft so stark verwurzelt, dass diese in so manchen Arbeitsumfeldern nicht besprechbar sind und damit mit negativen Auswirkungen auf das Arbeitsverhältnis zu rechnen ist. 

Die Realität der Stigmatisierung

Trotz wachsendem Bewusstsein für die Bedeutung mentaler Gesundheit berichten mir immer wieder Menschen meines Umfelds, zuletzt meine Studierenden, die in sensiblen Bereichen wie dem Gesundheitswesen arbeiten, von einer für mich eher betrüblichen Realität: Das Eingeständnis psychischer Dysbalancen, sei es durch Stress, depressive Verstimmungen oder die Verarbeitung von Trauer, wird im Berufsalltag häufig immer noch als Tabu betrachtet oder ist mit Scham verbunden. Die Angst vor negativen Reaktionen führt dazu, dass viele lieber krank zur Arbeit gehen, als sich die notwendige Ruhe zu gönnen. Dieses Verhalten wird auch als Präsentismus bezeichnet.

Offene Kommunikation und vertrauensvolles Miteinander

Als Veränderungsbegleiterin werbe ich für eine offene Kommunikation über aktuelle Befindlichkeiten und Bedürfnisse. Das physische und psychische Wohl und damit die mentale Gesundheit sind für mich Grundbedürfnisse, die auch in der Arbeitswelt Berücksichtigung finden dürfen. Offene Kommunikation braucht Vertrauen und einen möglichst bewertungsfreien Raum. Studien belegen wie wichtig die durch Offenheit und vertrauensvolles Miteinander entstehende psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz sei, um eine gute Zusammenarbeit zu ermöglichen. Eine gute Zusammenarbeit wiederum führt zu geringeren Abwesenheitszeiten, höherer Motivation und häufig auch mehr Kreativität und Innovationen. Ergebnisse, die wünschenswert sind, um im globalen Wettbewerb standhalten zu können.   

Wie ich in meiner Rolle als Dozentin an der FOM Hochschule erfahren habe, sei genau diese sichere Umgebung bei weitem noch nicht in der Arbeitswelt meiner Studierenden gegeben. Dies überraschte mich doch sehr, da die Studierenden im Gesundheitssektor tätig sind. Ich zitiere an der Stelle gern das Beispiel einer telefonischen Krankmeldung. Die Führungskraft kommentierte: „Du hörst Dich ja gar nicht krank an.“ Aus der Kommentierung könnte man deuten, dass im Bewusstsein der Führungskraft mentales oder psychisches Unwohlsein nicht als Krankheitsgrund gelte. Wie soll die sich krankmeldende Person reagieren, wenn es sich um Erschöpfung, PMS oder die Verarbeitung eines Trauerprozesses handelt? Das Selbstbewusstsein aufzubringen, gerade auch als Berufseinsteiger:in, und zu sagen, dass es sich um psychisches Unwohlsein handelt, könnte hier ein großer Kraftakt sein.  

Der Weg zur Veränderung

Es bedarf Mut und Beharrlichkeit, sich gegen die vorherrschenden Normen zu stellen und für die eigene psychische Gesundheit einzutreten. Die Angst vor Konsequenzen, wie Konflikten oder gar Kündigungen, ist besonders zu Beginn der beruflichen Laufbahn groß. Doch nur durch diesen Mut kann langfristig eine gesellschaftliche Veränderung angestoßen werden. Ich glaube fest daran, dass wir gemeinsam eine Kultur schaffen können, in der psychische Gesundheit als ebenso wichtig betrachtet wird wie die körperliche.

Entstigmatisierung jetzt!

Wie können wir diesen Prozess beschleunigen? Welche Strategien gibt es, um auch diejenigen zu erreichen, die sich bisher gegenüber dem Thema verschlossen zeigen? Ich lade alle Leserinnen und Leser ein, ihre Ideen und Vorschläge in den Kommentaren zu teilen. Lasst uns für mehr Offenheit und Toleranz im Umgang mit mentaler Gesundheit und psychischen Erkrankungen werben und so perspektivisch einen Wandel herbeiführen.

Die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen im Arbeitsleben ist für mich ein wesentlicher Bestandteil einer gesünderen und offeneren Gesellschaft. Wie schön wäre es, wenn sich jede Person unabhängig von ihrem psychischen Zustand verstanden und unterstützt fühlt?

Möchtest du in Deinem Unternehmen zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen beitragen und für das Thema mentale Gesundheit sensibilisieren? Dann melde Dich herzlich gern für ein Kennenlerngespräch und virtuellen Kaffee.  

Geschrieben von:

Sandra Brauer

Sandra Brauer, Diplom-Kauffrau (FH), Systemische Beraterin (DGSF-zertifiziert), Stressmanagement-Trainerin, Prozessbegleiterin in der digitalen Transformation, Lehrauftrag an der FOM Hochschule Hamburg; Gründerin des Systemischen Netzwerks, Autorin im Junfermann Verlag. Schwerpunkte: Coaching von Einzelpersonen und Teams, Vermittlung digitaler Kompetenzen weitere Websiten: https://systemischesnetzwerk.de

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